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Der heutige Tag stand komplett im Zeichen der Gay Pride Parade - ganz Reykjavik war mit Regenbogenfahnen geschmückt und halb Reykjavik da, um dem Umzug beizuwohnen. Hätte man dem Spektakel entkommen wollen, hätte man wohl die Stadt verlassen müssen - am besten schon eine Woche vorher.

Natürlich wollten wir der Parade nicht entgehen - also waren wir mittendrin! Nachdem wir uns T-Shirts mit dem Logo der Reykjavik Pride als besondere Souvenirs gekauft hatten, suchten wir uns einen Platz mit möglichst guter Sicht auf die Straße auf der der Zug vorbeikommen sollte. In mehrerer Hinsicht konnte man hier ganz andere Dimensionen als bei der Regenbogenparade in Wien erleben: Die gesperrte Straße war nur einspurig und die Fahrzeuge der teilnehmenden Gruppen dementsprechend kleiner, außerdem waren es vielleicht 20 verschiedene Wägen - also deutlich weniger als hier zuhause. Ganz anders aber auf der Zuschauerseite: Gefühlsmäßig war halb Reykjavik da! Nicht nur Unterstützer und thematisch betroffene Personen sondern auch die durchschnittliche isländische Vater-Mutter-2Kinder-Familie waren da. Omas im Rollstuhl wurden zum Spektakel geschoben, fast alle Kinder waren bunt geschminkt oder hatten bunte Plastikblumenketten um den Hals. Es scheint als ob die Regenbogenparade hier ein nettes Wochenend-Event für Alt und Jung und vor allem für die gesamte Bevölkerung ist.

Das in Island die komplette Gleichstellung homosexueller Paare (inkl. Ehe, Adoption und Reproduktionsmedizin) erreicht wurde, ist spürbar - die wenigen politisch motivierten Gruppen machten vor allem auf Mängel in der Gesetzgebung anderer Länder (ganz aktuell: Russland) aufmerksam und bedankten sich für die Situation im eigenen Land. Besonders hervorheben möchte ich die Gruppe der unterstützenden Freunde und Familien, da ich diese als besonders berührend empfand: Das Transparent der Gruppe zeigte den Spruch "Wir unterstützen unsere schwulen/lesbischen Freunde/Verwandte - Was ist mit dir?" (sinngemäß übersetzt). Manchen der männlichen Teilnehmern dieser Gruppe merkte man an, dass sie wohl von ihren Frauen überredet worden waren und sich deswegen ein bisschen ängstlich an sie klammerten - aber alles in allem waren hier sehr viele positiv gestimmte Menschen aller Altersklassen dabei, die ihre Unterstützung zeigten.

Erstaunlich groß war auch die Gruppe der Regenbogenfamilien (=homosexuelle Paare mit Kindern) - unvorstellbar bei uns, noch. Island ist uns da einfach weit voraus. Man hat das Gefühl, die LGBT-Community wäre hier in der Mitte der Gesellschaft angekommen und es wird hier vom Großteil der Bevölkerung schon als so normal wahrgenommen, wie es sein sollte. Wenn eine offen lesbische Frau als Regierungschefin gewählt wird (2008-2013 - Johanna Sigurdardottir), ist man wohl dort angelangt, wofür in vielen Ländern noch gekämpft werden muss.

Nachdem bei den Menschenmassen, die sich durch Reykjaviks kleine Altstadt drückten, an Sightseeing nicht mehr zu denken war und wir uns wohl auch einen kleinen Sonnenstich bei der Parade geholt hatten (ja, das Wetter ist gemeingefährlich hier), verbrachten wir den Rest des Tages im Hotel um schon Vorbereitungen für die Abreise am nächsten Tag zu treffen.

Liebe Grüße,
Mercedes


Welcome to Reykjavik Pride
Welcome to Reykjavik Pride

Auch das Raudi Kross war mit dabei
Auch das Raudi Kross war mit dabei

Der Reykjavik Qüer Choir
Der Reykjavik Qüer Choir

Seitenhieb auf Russlands aktülle Innenpolitik
Seitenhieb auf Russlands aktülle Innenpolitik

Bester Islandpulli ever
Bester Islandpulli ever

Unterstützende Familien und Freunde
Unterstützende Familien und Freunde

Werbewirksamer Eisbär
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Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von merc am Montag, 12.08.2013, 16:31
Eingeordnet unter: Island, LGBT, Reisen

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